Auch im Jahr 2018 stand für unsere „große“ Jugendgruppe die alljährliche Sommerfahrt an. Und da es ja bekanntermaßen erst richtig schön wird, wenn man sich einen großen Haufen Gleichgesinnter schnappt sind wir dieses Mal nicht alleine als Sektion Weserland unterwegs gewesen, sondern der Einladung der JDAV NRW auf das Alpincamp 2018 gefolgt.
Das Alpincamp findet schon seit einigen Jahren im 2-Jahres-Rithmus statt. Alle Sektionen aus NRW können ihre Jugendgruppen mit auf die wilde Fahrt schicken und zusammen mit vielen anderen die Berge erleben. Gerade für kleine Sektionen, in denen die Jugendleiter*innen noch nicht so viel Erfahrung mit Gruppen in (Hoch-)Alpinem Gelände haben ist das eine super Möglichkeit mit Unterstützung erfahrener Gruppenleiter*innen sich langsam heran zu tasten. Und bei diesem Alpincamp war auch unsere Sektion zum ersten Mal dabei.
Unser Stützpunkt dieses Mal der Campingplatz L‘Alefroide in den Dauphiné-Alpen in den französischen Westalpen, nahe der italienischen Grenze. Das umliegende Naturschutzgebiet Parc national des Écrins bietet für den Alpinisten von Welt jede Menge Möglichkeiten um sich auszupowern. Es sind nur wenige Schritte bis zum nächsten Bouldergebiet, die Einstiege für plaisir-mäßig und klassisch abgesicherte alpine Klettertouren liegen dicht an dicht und es gibt auch noch jede Menge Baseclimbs zum Sportklettern. Von bombenfestem Granit bis zu total verwinkeltem Kalk gibt es jede Menge Fels um sich die Finder blutig zu klettern. Und über allem ragen gigantische Wände und mit Gletschern behangene 4000er. Und über allem der 4102m hohe Barre des Écrins. Also auch für (wenn auch recht harte) Hochtouren eine super Gegend. Und wer ein wenig Pause vertragen kann, kann die Finger beim Wandern entspannen oder im Klettersteig abhängen.
Und so breit gestreut wie die Möglichkeiten waren auch die Interessen der Jugendlichen. Ein paar alte Hasen (und Häsinnen) haben über die letzten Alpincamps schon viel gelernt und konnten so gut wie allein in die umliegenden Alpinen Klettertouren einsteigen. Für viele aus unserer Sektion war es aber der erste Kontakt mit alpinen Touren.
Alles in allem war das Alpincamp 2018 eine Wahnsinnsaktion. Wir habe ganz neue Fähigkeiten in uns entdeckt, neue Freunde kennen gelernt und jede Menge krasse Touren geschafft. Das schreit also nach einer Wiederholung, vielleicht ja schon 2020.
Den Klettersteig in der Nähe von Ailefroide war wie für uns gemacht. Denn der Klettersteig war sehr gut abgesichert, anspruchsvoll und hatte eine atemberaubende Aussicht.
Der Einstieg zum Steig war eine Stunde Fußmarsch vom Zeltplatz entfernt. Dort angekommen haben sich alle bereit gemacht und ihr Material angelegt, dann ging es los. Der Klettersteig hat uns durch eine kleine Schlucht direkt über einem Sturzbach geführt, der vom Gletscher gespeist wurde, dementsprechend laut tosten die Wassermassen unter uns her. Die Route, die der Klettersteig einschlug führte uns flussaufwärts, immer weiter Richtung der stärksten Strömung. Das Gestein um uns war durch die Jahrhunderter glatt geschliffen vom Wasser, deswegen halfen uns oft ins Gestein eingebohrt Griffe und Tritte aus Stahl um weiter voran zu kommen.
Zum Teil führte uns der Weg sogar von einer Seite der Schlucht zur Anderen. Wir mussten dafür über Drahtseile oder wackelige Hängebrücken balancieren. Dennoch hatte niemand Angst denn wir waren zu jeder Zeit gut gesichert und in Begleitung von vielen erfahrenen Jugendleitern/innen.
Hin und wieder wurden wir etwas ausgebremst, da eine Gruppe vor uns ebenfalls den Klettersteig bezwang, allerdings nutzten wir diese Gelegenheiten immer gut aus um dem Wasser zu lauschen oder uns die interessanten Felsstrukturen anzugucken. Zum Ende hin wurde es noch einmal ein ganzes bisschen anstrengender, sodass ein paar Teilnehmer die Zähne zusammen beißen mussten um bis zum Ausstieg zu gelangen. Dafür wurden sie durch einen wunderschönen Ausblick auf das Tal und die umliegenden Gebirgsketten entlohnt.
Nach einer kleinen Pause und einigen Erinnerungsfotos ging es dann wieder zurück zum Zeltplatz.
Autor: Max Koch
Während des Alpincamps in Frankreich war ein besonderes Highlight die 2-tägige Hochtour auf den 3730m hohen Roche Faurio. Der Gipfel war nur über den Glacier de Tombe Muree-Gletscher zu besteigen, weshalb Gletscherausrüstung unbedingt erforderlich war.
Schon vor dem Morgengrauen ging es für uns von Ailefroide (1507m) mit zwei Minibussen zum Einstieg auf ca. 1720m, von wo aus wir uns auf den Weg zur Übernachtungshütte machten. Die 1500 Höhenmeter bis zur Refuge des Écrins waren mit einer Pause auf einer Zwischenhütte relativ gut zu gehen.
Auf der hubschrauberversorgten Hütte angekommen wurde zunächst unser Lager bezogen. Nachdem wir uns „eingerichtet“ haben, ging es für uns auf ein Schneefeld zum Schnee- und Eisfeld rutschen. Mit Eispickel „bewaffnet“ wurde hier das Bremsen auf dem Gletscher für den Ernstfall geübt.
Wieder auf der Hütte angekommen haben wir Karten gespielt und das hüttentypische Gericht Polenta gegessen. Relativ zeitig ging es dann ins Bett da es den nächsten Tag um Viertel vor 5 auf den Gipfel gehen sollte. Am nächsten Morgen wurde klar, dass zwei Personen aufgrund von Kopfschmerzen den Aufstieg leider nicht weiter fortsetzen konnten.
Nach dem Frühstück stiegen wir gut 50m zum Gletscher ab. Die Ausrüstung, d.h. Eispickel, Steigeisen und Seil, wurde angelegt und es wurden 3 Seilschaften gebildet. Mit Kopflampen ausgerüstet stiegen wir nun den 30° steilen Gletscher empor. Das letzte Stück bis auf den Gipfel ging es über 2 Felspassagen mit „ordentlich Luft unterm Hintern“.
Endlich auch das letzte Stück bezwungen, standen wir um ca. 10 Uhr gemeinsam auf 3730m Höhe und genossen den Moment mit einem schönem Stückchen Gipfel-Schokolade. Der Ausblick war atemberaubend mit 360° Rundumblick.
Autor: Anton Kros
Eines der Highlights, des Alpincamps war das biwakieren am Lac de l’Eychauda, einem Gletschersee in der Nähe des französischen Dorfes L‘Ailefroide. Der See liegt auf 2500 Metern über normal Null, deswegen hat sich die Gruppe hochmotivierter Jugendlicher früh auf gemacht um noch vor dem nachmittäglichen Wetterumschwung am See anzukommen.
Der Aufstieg war überhaupt kein Problem und wir wurden die ganze Zeit von gutem Wetter begleitet. Obwohl einige Teilnehmer noch nicht oft wandern waren und schon gar nicht mit viel Gepäck auf dem Rücken, sind wir doch schneller oben angekommen als gedacht.
Als wir also vor dem See standen und uns gefreut haben endlich oben zu sein, haben wir eine kleine Pause gemacht, die kühle Brise, die vom Gletscher herab wehte genossen und einen Happen gegessen. Danach haben wir uns aufgemacht einen geeigneten Biwakplatz zu finden.
Nach einiger Zeit haben wir ein paar Biwakkreise gefunden, das sind Kreise aus angehäuften Steinen, die beim Schlafen gegen den kalten Wind des Gletschers schützen. Den größten der Kreise haben wir für unser Nachtlager ausgewählt. Allerdings mussten wir diesen Kreis noch ein wenig verstärken und erweitern, da wir sonst nicht alle reingepasst hätten. Da wir die wechselhaften Wetterbedingungen in den französischen Alpen bereits kannten, haben wir direkt zur Sicherheit ein Tarp über unseren Schlafplatz gespannt. Für unser Gepäck und die Frostbeulen, die nicht draußen schlafen wollten, haben wir zusätzlich ein großes Zelt aufgebaut.
Unglücklicherweise hat es genau nachdem wir alle Vorbereitungen getroffen haben angefangen zu regnen. Deswegen mussten die Leiter im Regen kochen während der Teilnehmer sich in das große Zelt gekuschelt haben. Zum Abendessen gab es eine große Portion Nudeln. Nachdem alle aufgegessen haben wurde es auch schon dunkel und wir haben uns schlafen gelegt. Die Nacht haben alle gut überstanden und obwohl es ein bisschen geregnet hat, wurde niemand nass.
Am nächsten Morgen haben wir alles wieder eingepackt und uns an den Abstieg gemacht. Als wir unten waren hat sich die Gruppe in zwei geteilt, eine ist direkt wieder zum Camp gelaufen und die andere hat noch einen Klettersteig gemacht.
Autor: Max Koch
2. Februar 2019 | Text und Fotos: Andreas